Kinder und Selbstverteidigung? |
"Kinder im Grundschulalter haben doch
sowieso keine Chance sich gegen einen Erwachsenen zu wehren. Das macht doch
alles nur noch schlimmer! Am besten es wehrt sich gar nicht."
"Nach einem SV-Kurs glauben die Kinder doch mit einem Erwachsenen fertig zu werden und laufen nicht weg, solange sie noch können. Die werden doch mit einem völlig überzogenem Selbstbewusstsein auf die Straße geschickt."
"Wenn ein Kind missbraucht wird kann es sich doch sowieso nicht körperlich wehren. Das läuft ja meist nicht auf der Gewaltebene ab. Sondern das Kind wird massiv psychisch unter Druck gesetzt."
Ähnliche Argumente wurden auch in den Anfängen der Frauenselbstverteidigung als Gegenargument gebracht. Erfahrungsberichte betroffener Frauen, Zeitungsartikel und die Statistiken der Polizei haben diese Argumente inzwischen großteils entkräftet.
In der Kinderselbstverteidigung ist diese Problematik noch viel ausgeprägter und mit entsprechendem Verantwortungsbewusstsein zu behandeln.
Selbstverständlich hat ein Kind nur wenig Chancen gegenüber einem Erwachsenen. Aber diese wenigen Möglichkeiten nicht nutzen?
Haben sie schon mal versucht ein 6-jähriges festzuhalten oder irgendwohin zu tragen, das um sich schlägt, tobt, kratzt, beißt, sich windet und dabei "schreit wie am Spieß"?
Dann wissen Sie, wovon wir reden.
Kinder und Selbstverteidigung - ein Schlagwort, ein leider sehr aktuelles. Aber was ist eigentlich damit gemeint? Je nach Antwort ergibt sich ein anderes Konzept und eine anderes Vorgehensweise für Selbstverteidigungskurse für Kinder.
Wir sind für uns zu einer Mischung von Prävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung gelangt, die sich gegenseitig bedingt und auch unterstützt.
Dass es 100% Sicherheit nicht gibt, dass ist uns klar und wird in den Kursen auch so vermittelt. Aber vielleicht reicht ja im Einzelfall schon das eine oder andere Prozent. Auf diese Hoffnung bauen wir!
Welcher Gewalt sind Kinder ausgesetzt?
Gewalt durch die Gruppe gleichaltriger Kinder
Man sollte nicht unterschätzen, wie sehr Kinder darunter leiden,
wenn sie von Gleichaltrigen bedroht, gequält, erpresst oder gemobbt werden.
Das allein wäre schon ein wichtiger Punkt diese Gewalt nicht zu vergessen.
Aber genauso wichtig ist folgende Überlegung: Wie soll sich ein Kind, das
sich gegen andere Kinder nicht behaupten kann gegen einen übermächtigen
Erwachsenen wehren, oder auch nur NEIN sagen, zu dem was dieser von ihm
will? Und leider sind es immer wieder ängstliche, unsichere Kinder, die
für Erwachsene zu leichten Opfern werden.
Selbstverständlich müssen SV- Techniken gegen Angriffe gleichaltriger
Kinder verhältnismäßig sein. Aber es gibt viele Möglichkeiten beginnend
beim Auftreten, dem Einsatz der Stimme über Ausweichtechniken bis zum
effektiven Einsatz bestimmter Techniken, die zwar schmerzhaft, aber relativ
harmlos sind..
Gewalt durch Erwachsene oder größere Jugendliche
Hier hat ein Kind bei einem direkten Angriff kaum Chancen.
Vielleicht kann es sich mit einem gezieltem Handballenstoß auf die
Nase des Angreifers soviel Zeit verschaffen, dass es weglaufen oder um Hilfe
schreien kann. Wie gesagt vielleicht. Und doch sind wir der Meinung,
ein winziges "Vielleicht" ist besser als ein erdrückendes chancenlos.
Die Hauptarbeit liegt hier aber im Bereich der Prävention: Erkennen
gefährlicher Situationen, Aufmerksam sein für seltsame Dinge in der
Umgebung, vielfältige Informationen, Wissen um Hilfsmöglichkeiten.
Besondere Beachtung muss auch der Komplex Sexueller
Missbrauch finden. Reine Verteidigungstechniken haben hier keinen
Erfolg. Hier geht es vor allem um sachlich angemessene, kindgerechte
Informationsvermittlung, ohne Angst und völliges Misstrauen zu wecken. Auch
Strategien im Umgang mit "knuddelnden" Tanten, Onkeln und
anderen Verwandten werden erarbeitet.
Die Elternarbeit ist ein wichtiger Bereich in der Kinder-Selbstverteidigung. Eltern sind unsere wichtigsten Verbündeten, wenn es darum geht, Kinder zu schützen und zu befähigen, sich zu wehren. Tatsache ist, dass bestimmte Verhaltensweisen im Umgang mit Mädchen und Jungen die Hilflosigkeit der Kinder erhöhen und die Gefahr von Angriffen und / oder sexuellem Missbrauch begünstigen können.
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