Wie informiere ich Eltern? |
Themen für den Elternabend Inhaltliche Informationen Gewalt durch andere Kinder und Jugendliche Sexuelle Gewalt / sexueller Missbrauch
Eltern sind unsere wichtigsten Verbündeten, wenn es
darum geht Kinder zu schützen und zu befähigen, sich zu wehren. Die Information der
Eltern über unsere Arbeit und über Möglichkeiten im täglichen Umgang mit dem
Kind sollte deshalb Teil eines jeden SV-Kurses für Kinder sein.
Möglichkeiten
Eltern zu informieren:
Elternabend vor Kursbeginn
Gemeinsame Abschlusseinheit für Eltern und Kinder
Informationsblätter und Büchervorschläge
Elterninformationen
müssen sachlich und oft recht vorsichtig gegeben werden. Schuldzuweisungen sind
auf alle Fälle zu vermeiden. Auch klarstellen: Wir machen keine
Sexualaufklärung! Das ist Aufgabe der Eltern.
Wie
schütze ich mein Kind vor Gewalt?
Gewalt durch Gleichaltrige und Gewalt durch Erwachsene, Möglichkeiten der Prävention
und Intervention, Anlaufstellen (wenn möglich auch in der Nähe)
Sexueller
Missbrauch
Informationen, Alarmzeichen, Präventionsmöglichkeiten, Verhalten,
Anlaufstellen
Kurs „Nicht mit mir!“
Kursprogramm, Möglichkeiten und Grenzen,
Materialien und ausgewählte Methoden darstellen und auch mit den Eltern
machen.(z.B. Ich heiße und ich schreie.... mit Medizinball)
Plakate mit Fotos von vorangegangen Kursen,
Zeitungsausschnitte, Literaturliste und ausgewählte Bücher zum Ansehen
auslegen (Liste, Informationen zum Erziehungsverhalten zum Mitnehmen)
Wichtig: Werden Fotos veröffentlicht oder hergezeigt, muss man sich immer
vorher das schriftliche Einverständnis der Eltern der abgebildeten Kindern
holen!
Kinder
sind nicht nur der Gewalt durch Erwachsene ausgesetzt, sondern häufig auch
durch Gleichaltrige oder ältere Kinder.
Gewalt äußert sich nicht erst im tätlichen Angriff, sondern meist schon viel
früher. Rechtzeitiges, selbstbewusstes, verhältnismäßiges Handeln (Handeln
kann auch bedeuten sich Hilfe zu holen) kann oft Konflikte entschärfen.
Raufen und Ringen ist nicht nur negativ zu beurteilen, sondern kann
durchaus auch Spaß machen, die soziale
Kompetenz , Körperschema und Körperwahrnehmung fördern.
Kinder die im Umgang mit Gleichaltrigen Probleme haben, werden sich
wahrscheinlich auch Erwachsenen gegenüber unsicherer zeigen.
Bestimmte Verhaltensweisen im Umgang mit Mädchen und Jungen können die
Hilflosigkeit der Kinder erhöhen und begünstigen sexuellen Missbrauch und die
Gefahr von Angriffen:
- Täter nutzen es aus, dass vielen Kindern beigebracht wird, Erwachsenen
ohne Widerrede zu gehorchen.
Vor allem bei Mädchen wird Wert gelegt auf
Anpassungsfähigkeit und
Folgsamkeit.
- Vielen Kindern
wird nicht zugestanden ein Recht über den eigenen Körper
auszuüben, Berührungen und
Zärtlichkeiten zurückzuweisen, wenn ihnen
danach zumute ist. Häufig
wird auch Materielles als Druckmittel gebraucht:
„Die Tante hat dir schöne
Schokolade mitgebracht, jetzt gib ihr auch ein
Küsschen“
- Die natürliche Intuition wird
Kindern oft abgewöhnt: „ Das tut doch gar nicht
weh ...“
- Viele Kinder erhalten keine
altersgerechte Sexualaufklärung
- Manche Kinder erhalten zuwenig
Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit und
Zuwendung
Kinder haben gegenüber Erwachsenen zunächst keine Chance. Aber sie können misstrauisch
sein, davonlaufen, Hilfe holen, rechtzeitig klarmachen, dass sie keine leichten
Opfer sind und sie können sich – vielleicht - mit
Verteidigungstechniken die Chance herausholen zu schreien oder
wegzulaufen.
Ein SV-Kurs bietet keine 100 % Sicherheit. Aber auch nur ein kleines Stück
Sicherheit und Wissen ist besser als nichts zu tun.
Im Laufe des
Kurses werden mit den Kindern folgende Themen erarbeitet:
Körpersprache
und Opferrolle,
Das Recht Nein zu sagen und sich
verteidigen zu dürfen (Notwehr und Verhältnismäßigkeit)
Grenzen der Verteidigung
gefährliche Situationen, Warnzeichen und angemessenes Verhalten
Der Komplex Sexueller Missbrauch:
Begriffe und Wörter
schöne und schlechte Geheimnisse
angenehme und unangenehme Gefühle,
angenehme, unangenehme und seltsame Berührungen,
der Erwachsene trägt die Verantwortung, Kinder haben keine Schuld
Die Thematik Vergewaltigung wird in diesem Zusammenhang nur sehr
vorsichtig angesprochen werden, wenn von den Kindern Fragen kommen.
Gewalt durch andere Kinder und Jugendliche:
Konflikte sind normales zwischenmenschliches Regulatorium, Konflikte, Streit, Raufereien gibt es überall (Kinderspielplatz, Schule, Freizeit....) Aggression und Konflikte sind in unserem normalen Verhaltensmuster angelegt. Grenzen sind nicht festgelegt und nicht bei jedem Menschen gleich. Den Umgang mit Konflikten müssen Kinder lernen. Lernen am Vorbild. Streiten und Raufen kann auch Spaß machen, spielerisches Kräftemessen sein beiden Beteiligten muss es Spaß machen. Regeln werden eingehalten, keine Machtdemonstration, sondern faires Miteinander. Jeder ist für den Partner verantwortlich. Das ist nicht Gewalt, vor der man Kinder schützen muss!
Probleme:
- Art und Eskalation der Gewalt (Schläge, Tritte, massive körperliche oder
Verbale
Angriffe, Mobbing)
- Keine Ausgeglichenheit, sondern unterlegenes Opfer (Macht durch Gewalt)
- ein Täter, der andere erpresst und bedroht
- Erpressung und Bedrohung werden vom Opfer aus Angst oft lange geheimgehalten
Maßstab:
-
Grad der Angst und Hilflosigkeit, den das Opfer subjektiv
empfindet
- tatsächliche Gefährdung der Kinder
Opfertypen
Jedes Kind kann Opfer werden! Aber ängstliche, unsichere,
kleinere, schwache, sehr ruhige Kinder, die wenig Freunde haben, Kinder die
irgendwelche äußerliche Auffälligkeiten haben können besonders gefährdet
sein
Alarmzeichen:
aufbrausend....)
-
Alpträume, Schlafstörungen
-
Bauchweh, Übelkeit ohne organische Ursache
-
Schulangst, weigert sich in die Schule zu gehen, mit dem Bus
zu fahren...
-
Blaue Flecken, schmutzige Kleidung, fehlende Kleidungsstücke,
Schulmaterial fehlt
-
Konzentrationsstörungen, Schulnoten fallen ab
Prävention
- Erziehung
zu selbstsicheren, selbstbewussten Kindern, die sich der Liebe ihrer
Eltern sicher
sind, sind auch meist nicht gewaltbereit und auch seltener
Gewaltopfer
-
Vorbild der Eltern (Konfliktlösungen, Gewalt im Fernsehen,
)
-
Sehnsüchte und Bedürfnisse
der Kinder ernst nehmen,
-
Altersangemessene Grenzen
-
Eigene Meinung und Nein sagen des Kindes akzeptieren
- Eltern müssen nicht perfekt sein, aber wir sollten zu unseren Fehlern
und Gefühlen stehen )
-
SV-Kurse, Kampfsportarten (Ju Jutsu natürlich)
Konkrete
Hilfsmöglichkeiten im Gewaltfall
- dem
Kind glauben und nicht die Schuld
bei ihm suchen
-
Gespräche mit Lehrern (Gewalt im schulischen Bereich)
-
Tagebuch führen
-
Verletzungen vom Arzt dokumentieren lassen
-
Strafanzeige bei der Polizei
Sexuelle Gewalt / Sexueller Missbrauch
Es ist unbedingt notwendig sich zu diesem Thema ausführlich zu informieren! Die anschließenden Informationen sind nur eine Zusammenfassung, als einziges Wissen zu diesem Thema ist es zu wenig! Genauere Informationen, Hintergründe usw... finden sie hier:
Sexuellen Missbrauch hat es immer schon gegeben, wurde aber
totgeschwiegen, erst in den letzen 10 Jahren ins Bewusstsein er Öffentlichkeit
gerückt
- erschreckend
weit verbreitet, (vorsichtige Schätzung des Bundeskriminalamtes:
150 000
Opfer jährlich, Dunkelziffer sehr hoch)
-
tiefgreifende, oft lebenslange Folgen,
-
Zwang zur Geheimhaltung (auswegslose Situation)
-
Täter zu 85 Prozent aus dem Bekannten- oder Familienkreis
wichtig:
- Kinder schon im Vorfeld schützen (Aufklärung!)
- Symptome erkennen
- wissen, wie man reagieren kann,
- wissen, wo es Hilfe gibt
- Täter und Kind kennen sich in den allermeisten Fällen
- Täter kommen aus allen sozialen Schichten
- sexueller Missbrauch meist nicht die Tat eines abartigen
Triebtäters (meist
tadelloser Ruf)
- kein „einmaliger Ausrutscher“
- Kein Kind provoziert den Täter
- Kinder erfinden keine Lügengeschichten in diesem Bereich
- auch Jungen können Opfer
werden
- auch behinderte Kinder werden missbraucht
- jedes Kind kann Opfer werden, auch das eigene
- ungünstige, soziale Verhältnisse
- wenig Raum, kein Geld, keine Zeit für Kinder
- hoher Erwartungsdruck
- unsichere, wenig selbstbewusste, sehr brave, angepasste Kinder
- behinderte Kinder,
Anzeichen:
-
Extreme, plötzliche, nicht erklärbare Verhaltensänderungen
-
Alpträume, Schlafstörungen, Angst vor Dunkelheit, vor dem
Zu Bett gehen,
-
Rückkehr zu infantilen Verhaltensweisen (Bettnässen,
Weinen, Daumenlutschen)
-
Zerrissene, blutbefleckte Kleidung (Höschen)
-
Blutung, Schmerzen in Vagina, After, Schmerzen beim
Urinieren, Stuhlgang, Juckreiz
-
Plötzliches ungewöhnliches Interesse an sexuellen Dingen,
Altersunangemessenes Sexualverhalten
(Sexualpraktiken im Puppenspiel, beim
Malen)
-
Angst vor bestimmten Menschen, Situationen, Alleinsein
-
Aggressives Verhalten, Zerstörungswut, Abkapselung,
Isolation, Weglaufen, Schulversagen,
-
Körperliche Beschwerden (Hautausschlag, Erbrechen, Kopfweh,
Bauchweh ohne Medizinischen Grund)
Anzeichen
können auch andere Ursachen haben,
aber je mehr zutreffen, desto wahrscheinlicher ist sexueller Missbrauch
- Glauben
sie dem Kind
-
Tagebuch führen (auch bei stummen Verdachtsmomenten)
-
Zeichnungen aufheben
-
Nichts überstürzen!! (bringt oft mehr Schaden als Nutzen)
-
Anruf bei Notruf oder Frauenverein
Prävention
wie allgemeine
Gewaltprävention
zusätzlich:
-
altersgemäße Sexualerziehung
-
Kind soll eigenen Körper und altersgemäße Sexualität als positiv
sehen können
-
Erziehung zur körperlichen Selbstbestimmung
-
Ermutigung Gefühle und Empfindungen ernst zunehmen
-
Vorsichtig sein gegenüber Erwachsenen, die dem Kind gegenüber
besondere Aufmerksamkeit und
Interesse geben
-
SV-Kurs
-
Nein sagen lernen
-
Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen
kennen
-
Eltern sollten immer wissen, wo Kinder sind (Kinder sollten
Bescheid sagen)
-
Warnen sie Kinder vor „kleinen Geheimnissen „ von
Erwachsenen, Kind sollte immer darauf antworten,
dass es zuerst Eltern, Lehrer,
Erzieher fragen muss.
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